Fachberatung Psychotraumatologie
Hier finden Sie Informationen über folgende Themen:
Psychotrauma – Was ist das?
Arten von Traumatisierungen
Neurophysiologie – Was geschieht im Gehirn?
Symptome/Folgestörungen – Welche Probleme entstehen?
Professionelle Unterstützung – Wann ist sie notwendig?
Ziele der Beratung – Was kann erreicht werden?
Methoden – Wie kann die Arbeit aussehen?
Psychotrauma – Was ist das?
Für belastende Situationen wird auch in Alltagszusammenhängen häufig der Ausdruck „Trauma“ benutzt. Nicht immer handelt es sich hierbei allerdings tatsächlich um ein Psychotrauma.
Ein Psychotrauma-Erlebnis ist gekennzeichnet durch eine
als überwältigend erlebte Gewalteinwirkung, in der dem/der Betroffenen
weder Flucht noch Kampf im Sinne von „sich erwehren“ möglich war,
das oft mit dem überwältigenden Eindruck der konkreten Lebensbedrohung einhergeht, und
Gefühle der Ohnmacht, Hilflosigkeit und Auslieferung auslöst.
Arten von Traumatisierungen
Unterschieden werden verschiedene Formen, wie z. B.
„Monotrauma“ (Einmalig)
„Komplextrauma“ (sehr früh, lang anhaltend, wiederholt)
„Man made desaster“ (von Menschen verursacht)
Schicksalsschläge, Naturkatastrophen, kollektive Traumatisierungen (z. B. Kriege).
Die Art der Traumatisierung ist deshalb wichtig, weil sie im Hinblick auf Art und Ausmaß von Folgestörungen mitentscheidend ist.
So hinterlassen Traumatisierungen durch sexualisierte Gewalt, in der frühen Kindheit, Traumatisierungen durch Menschen – insbesondere durch innerfamiliäre Bindungspersonen – stärkere Schädigungen als einzelne Monotraumata ohne menschliche Täter.
Daneben hängt die Ausprägung von Symptomen natürlich auch von weiteren Faktoren, wie z. B. dem Grad der Unterstützung im damaligen sozialen Umfeld, den erlittenen Schäden/Behinderungen, den bereits vorhandenen Ressourcen, den Lebensumständen des Betroffenen etc. ab.
Neurophysiologie: Was geschieht im Gehirn während einer Traumatisierung?
Normale Erinnerungen werden gewöhnlich im Alltagsgedächtnis (Hippocampus) gespeichert und sind dort meist problemlos erinner- und erzählbar. Während einer extrem traumatischen Situation allerdings sind die normalen psychischen Bewältigungsstrategien eines Menschen überfordert. Das Alltagsgedächtnis wird abgeschaltet und die Traumainformationen in einer speziellen Hirnregion (Amygdala) abgespeichert. Die Erinnerung ist dort einerseits nicht frei zugänglich für den oder die Betroffene und kann darüber hinaus auch nicht versprachlicht werden. Gleichzeitig ist das ungewollte Eindringen von Erinnerungsblitzen ins Bewusstsein (sog. Flashbacks) – mit dem gleichzeitigem Gefühl des überflutenden Wiedererlebens – ebenfalls nicht kontrollierbar.
Wichtig ist hier das Wissen, dass es sich bei diesem Vorgang zum Zeitpunkt des Geschehens um biologisch bedingte – absolut sinnvolle – Vorgänge handelte, denn sie haben das psychische, und oft auch körperliche Überleben gesichert.
Insofern ist diese Art der Verarbeitung des Unaushaltbaren – obwohl sie im Hier & Jetzt zu großen Problemen führen kann – ein Zeichen für die enorme Anpassungs- und Überlebensfähigkeit unserer Psyche.
Symptome/ Folgestörungen – Welche Probleme können entstehen?
Art und Ausmaß der Probleme die ein betroffener Mensch entwickelt, sind immer sehr individuell.
Es können hier eine Vielzahl unterschiedlicher Probleme, Einschränkungen und Symptome auftreten.
Flashbacks (unkontrollierbares, emotional überflutendes Wiederleben von kurzen Trauma-Szenen)
Ängste (oft irrational, Ursachen nicht mehr nachvollziehbar)
Panikattacken (scheinbar aus heiterem Himmel)
Ausweich- oder Vermeidungsverhalten (in Bezug auf ängstigende Trigger/ Situationen etc.)
Schlafstörungen/ Albträume
Hyperarousal – stark erhöhte anstrengende Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Unruhe
Auffallende Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit
Schnelle, langanhaltende oder häufige Erschöpfung, stark eingeschränkte Belastbarkeit
Überforderungsgefühl im Alltag/ sozialer Rückzug
Depressionen, Suchterkrankungen, Essstörungen
selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität
Professionelle Unterstützung – Wann ist sie notwendig?
Grundsätzlich kann eine schnelle Beratung nach einem akuten Traumaerlebnis helfen, die Entwicklung von Folgesymptomen einzugrenzen.
Wenn – trotz aller Bemühungen – „das Klarkommen“ im normalen Alltag anfängt schwierig zu werden,
wenn entstandene Symptome und Probleme stören, und
wenn das Leben sich einfach nicht mehr lebendig oder „richtig“ anfühlt, und/oder wenn sich das Gefühl des Normalen einfach nicht mehr einstellt.
Ziele der Beratung- Was kann erreicht werden?
Insgesamt ist das Ziel der Beratung eine Verbesserung der bisherigen individuellen Lage. Es geht darum, wieder mehr Stabilität im eigenen Leben und im Alltag zu entwickeln, sie beizubehalten und sie immer wieder selbst herstellen zu können.
In Abgrenzung zur speziellen Traumatherapie wird hier nicht – im Sinne einer Exposition – direkt am Trauma, sondern an den Triggern (Auslösern von einschießenden, überfluteten Erinnerungen) und aktuellen Situationen/Problemen gearbeitet, um einen möglichst störungsfreien Alltag herzustellen.
Teil-Ziele auf dem Weg dahin können u. a. sein:
eigene Ressourcen (=Stärken, Fähigkeiten) kennen und abrufen können,
Aneignen von individuellem Handwerkszeug und Techniken zur selbständigen Anwendung,
Realisierung, Einordnung und kognitive Verarbeitung des Geschehenen („Es ist mir wirklich geschehen.“ „Es war damals. „Es ist vorbei.“),
bessere Kontrolle von Triggern und Flashbacks,
Herstellen von äußerer Sicherheit
Schaffung eines stabilen Lebensumfeldes (Alltagsstruktur, soziales Netz, Helfernetz etc.), und
die Entwicklung von Zukunftsperspektiven.
Methoden – Wie kann die Arbeit aussehen?
traumasensibles Gespräch (Vermeidung von emotionaler Überflutung)
stabilisierende und reorientierende Techniken (nach Luise Reddemann, Michaela Huber, Ellen Spangenberg etc.)
Training von Selbsthilfe-Techniken
lösungsorientierte psychosoziale Beratung zu Alltagsproblemen
Beratung über weiterführende Angebote
Distanzierungs- und Transformationsmethoden des ROMPC® und TRIMB®